Da ich die letzten Jahre oft geflogen bin, hatten sich Meilen angesammelt, die ich verwerten musste. Daher hatte bereits ich Ende 2021 einen Flug nach Japan gebucht – für Ende Oktober 2022. So weit im voraus kann man gar nicht wirklich planen. Eine Woche vor Abflug wollte ich den Flug aber verschieben. Ich hatte mich zuvor vergewissert, dass die Möglichkeit bestand. Aber diesmal sagte die Dame am Telefon, dass eine Verschiebung nicht wirklich möglich sei. Binnen einer Woche habe ich dann Hotels, eine Zwischenstation und den Rückflug organisiert. Ich habe es wirklich nicht vermisst, nach Flügen und Hotels zu suchen. Die Portale sind heute sogar schlimmer als vor Corona. Eine Zwischenstation zu finden war auch nicht so einfach, da beispielsweise Hongkong immer noch eine Nulltoleranz-Politik fährt, und man alle zwei Tage einen PCR Test machen muss. Andere Ziele wie Singapur kamen saisonbedingt nicht in Frage. Die Wahl fiel also auf Bangkok, wo ich ebenso bereits gewesen bin.
Japan
Japan hat 125 Millionen Einwohner und besteht aus mehreren Inseln mit unterschiedlichen Klimazonen. Während man im Norden Ski fahren kann, kann man im Süden am Strand schwimmen. Egal, ob man im Wald wandern, Berge besteigen, Ski fahren, Strandurlaub machen, Tradition oder Modernes sehen möchte, Japan bietet all das. Zu Beginn mag alles es etwas komplex erscheinen, aber man bekommt schnell den Dreh raus, wie alles funktioniert. Alles ist einfach gehalten und beschrieben. Man findet alle Informationen, die man sucht. Wenn man sie nicht gefunden hat, hat man nicht genau gesucht.
Beste Reisezeit
Man kann Japan zu unterschiedlichen Jahreszeiten besuchen. Der Charme im April liegt darin, dass die Kirschblüten aufgehen. Die Termine werden zuvor ermittelt und diese Blütezeit (Sakura) zieht durch das gesamte Land. Im November färben sich die Bäume in unterschiedlichste Farben. Wenn es etwas kälter ist, kann man auch Schneeaffeen sehen, oder in einem Onsen entspannen. Ich empfehle, auch mal in einem Ryokan (traditionelle Unterkunft mit Matratze auf dem Boden) zu übernachten.
JR Railpass
Der JR Railpass Ist nicht wirklich günstig. Ich habe 2022 für einen 7-tägigen Railpass 200€ gezahlt. Im Ausland aber günstiger als wenn man ihn in Japan kauft. Es gibt ihn für 7, 14 und 21 Tage. Man bekommt einen Gutschein für den Railpass, den man dann in Japan einlösen muss. Meist sind es die 7 und 14 Tage, zwischen denen man sich entscheiden muss. Daher muss man auch die eigene Reiserei vorab etwas planen. Wenn man Tagestouren oder Fahrten mit dem Shinkansen plant, sollte man diese so legen, dass sie in die Gültigkeitsphase liegen.
Es gibt Fahrten, die sind mit den lokalen Zügen doch etwas bequemer als den Umweg mit dem Schinkansen. Für die ist der Railpass aber nicht unbedingt gültig. Er hat noch eine weitere Einschränkung. Den Nozomi und Mizuho darf man damit nicht fahren. Das sind schnellere Shinkansen. Die brauchen für die Strecke Tokio-Osaka 30 Minuten weniger. Das tut aber nicht wirklich weh. Umständlich wird dadurch nur das Buchen. In den Links verweise ich auf eine Seite, wo man bei der Ticketsuche diese beiden Shinkansen ausschließen kann, was bei Google Maps nicht geht. Zur Rush Hour lohnt sich eine Sitzplatzreservierung. Die kann man mittlerweile auch an bestimmten Automaten machen. Mit dem JR Railpass kann man in Hiroshima kostenlos den Hop-On-Bus verwenden.
Passmo vs. Suica (Metro-Karte)
Das Schienensystem in Japan ist nicht ganz so einfach. In Tokio gibt es drei Metro-Anbieter. Für jede müsste man sich ein eigenes Ticket kaufen. Daher habe ich mir eine Passmo-Karte gekauft. Im Grunde besteht der Unterschied der beiden Karten in der Pfandrückgabe. Ist also eigentlich egal, welche ihr kauft. Beide Karten sind gültig für die Metro aller Anbieter in Tokio. In Osaka habe ich diese Karte auch verwendet. Ist also praktisch und empfehlenswert.
Geldwechsel
Yen bekommt man mit einer guten Rate überraschend im Flughafen. Ansonsten ist der Anbieter World Beim Geldwechsel sieht man 5 Stempel auf dem Schein. Daran merkt man, dass die Transaktion von so vielen unterschiedlichen Angestellten geprüft wurde. Das Geld wird einem mit beiden Händen und sehr sorgfältig übergeben, als würde es gleich in Tausend Stücke brechen. Das zeigt, wie viel Wert Japaner dem Menschen gegenüber zeigen. Das finde ich in diesem Land einzigartig.
Tax Free Shopping
Funktioniert in Japan so, dass man die Umsatzsteuer erst gar nicht abführt im Geschäft. Diese sind gekennzeichnet als Tax Free. Eventuell muss man einen bestimmten Umsatz machen, damit das nach Vorzeigen des Reisepasses möglich ist. Die Umsatzsteuer beträgt nur 7% (Stand 2022).
Hotels
Der Stromanschluss in Japan ist anders zwar als unserer, aber alle Hotels, in denen ich gewesen bin, hatten einen für das Aufladen des Handys einen USB-Anschluss. Damit ist ein Adapter nicht wirklich nötig. Vorsicht in manchen Hotels. Checkout ist mit 10 Uhr relativ früh angesetzt und wird oftmals pro Stunde mit einer extra Gebühr versehen. Wenn man Jetlag hat, kann man also nicht wirklich ausschlafen.
Internet
WiFi gibt es in Cafes, Hotels, JR Zügen und Stationen. Wer dennoch etwas mobiler sein möchte, dem empfehle ich eine eSIM für Daten. Ich habe auf einer Seite, die verlinkt ist, einen Vergleich gemacht, und eine eSIM installiert. Das hat auch relativ gut funktioniert, lediglich die Aktivierung als letzter Schritt über den Anbieter Nomad war nicht in der Anleitung beschrieben. Das Gute daran, die eSIM ist auch in anderen Ländern gültig, wenn man nach regionalen Paketen filtert.
Erziehung
Im Allgemeinen ist es so, dass Japaner mehr Wert auf das Wir legen als auf das Ich. In den westlichen Ländern ist das Gegenteil der Fall. Daher hat auch jeder Respekt vor dem anderen. Und Respekt wird im Verkehr, durch Stille, und durch Qualität gezeigt. Die Stille geht so weit, dass man dem Nachbarn im Aufzug nicht einmal grüßt. Daher sind Telefone auch auf lautlos gestellt in der Metro. Damit Nicht-Raucher und Kinder nicht gestört werden, wird auf offener Straße nicht geraucht. An der Straßenseite gibt es dann extra Kabinen für Raucher. Kinder erhalten Anstandsunterricht vor der Schule. Ich habe viele Kindergartenklassen gesehen, die bringen die Kinder auf die Straße und zeigen, worauf man im Verkehr achten muss.
Ordnung muss sein
Eine japanische Freundin meinte, sie liebe Istanbul. Das kann ich bei dem Chaos kaum glauben, aber sie meinte, in Japan sei alles horizontal und vertikal. Sie bräuchte als Abwechslung mal Chaos. Und das ist wirklich so. Es gibt sogar Autos, die rechteckig sind. Alles in Japan ist geordnet und strukturiert. Ein Land der Ingenieure. Ein Traum für alle strukturliebende Menschen. Aber diese Systemverliebtheit führt natürlich auch zu Problemen. Man kommt da nicht heraus. Wenn man außerhalb der Menükarte etwas bestellen möchte, geht das nicht. Auch wenn es einfache Spaghetti in einem Nudelhaus ist.
Arbeitsdisziplin
Die Arbeitsdisziplin wird manchmal übertrieben, aber wenn etwas kaputt ist, hat jemand seine Aufgabe nicht korrekt erledigt. In Tokio habe ich nichts gesehen, das nicht funktioniert. Keine kaputte Birne, kein kaputter Schalter… da ist nichts kaputt. Nicht einmal Mauersteine oder ähnliches. Teil der Ehre ist es, einen Arbeitsplatz zu haben. Unternehmen entlassen Angestellte äußerst selten. Sogar während Corona haben Manager auf ihr Gehalt verzichtet, damit Angestellte nicht entlassen werden mussten. Daher endet der Verlust des Arbeitsplatzes meist mit Alkoholismus oder Suizid.
Toiletten
Apropos Toiletten. Die besten Toiletten der Welt. Sie sind beheizt, für die Reinigung kommt warmes Wasser, zum Trocknen ein Fön. Und wer Privatsphäre braucht, der kann Töne wie Vogelgezwitscher einschalten. Herrlich.
Welche Städte sollte man gesehen haben
Ein kurzer Anriss über die Städte, und worin sie sich unterscheiden.
- Tokio ist die größte Stadt (der Welt) und damit auch wirtschaftlich führend im Land.
- Kyoto ist voller Traditionen. Hier findet man viele Tempel, Kalligraphen, Kendokämpfer, Künstler, Geishas etc.
- Nagano ist eine kleinere Stadt, bietet daher mit viel Grünem im Umland. Hier kann man Ski fahren und Schneeaffen besuchen im Park, 1998 fanden hier die Olympischen Winterspiele statt. Man findet noch Artefakte davon, und hat so das Gefühl, dass seit dem auch nicht wirklich investiert wurde. Es scheint wie eine Zeitreise. Dennoch bietet das Zentrum ziemlich viele Restaraunts.
- Osaka ist relativ anders als die restlichen japanischen Städte, die ich bisher besucht habe. Es ist ziemlich europäisch. Viele Radfahrer sind unterwegs, Menschen sind etwas chaotisch unterwegs. Man findet jedoch überall Streetfood, Clubs und Bars. Die Japaner hier sind nicht so restriktiv und auch reserviert wie die Tokioter. Sie sind etwas offener, aber rauchen beispielsweise auf offener Straße.
- Hiroshima ist allen bekannt, da hier die erste Atombombe am 06.08.1945 von den Amerikanern geworfen wurde. Jedes japanische Schulkind kommt zu einer Exkursion an diesen Ort, um diese Tat nicht zu vergessen. Es wird tief in der Kultur verankert, da hier seit dem 200.000 Menschen getötet wurden.