Bosnien
Bosnien und Herzegowina
Das in Kantone aufgeteilte Bosnien hat etwas mehr als 3.5 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Sarajevo, abgeleitet vom osmanischen Namen Saraybosna, und hat mit ihren umliegenden Gebieten knapp 600.000 Einwohner. Zwei Drittel der Bevölkerung sind Muslime, zweitgrößte Gruppe bilden katholische Kroaten, gefolgt von orthodoxen Serben. An dieser Aufteilung erkennt man bereits die multi-ethnische Struktur. Das spiegelt sich in der osmanischen Altstadt von Sarajevo, genannt Bascarsiya wider. Kirche, Synagoge und die Moschee sind im Umkreis von wenigen Metern. Das wurde im Osmanischen Reich so genehmigt und wünscht man sich auch heute. Bosnien insgesamt ist sehr grün mit vielen bergigen Wäldern. Mich erinnert das etwas an die Schweiz. An Stelle des Kirchturms ragt hier eben die Minarette in die Höhe.
Bereits im Mai 2016 hatte ich Sarajevo gebucht, musste aber verschieben, da man mir wenige Wochen zuvor am Flughafen meine Tasche samt Ausweispapieren entwendet hatte. Das Wetter im September war anfangs etwas unbequem, aber die Temperatur nahm dann stetig zu und erreichte angenehme 25°C.
Budget
Der Lebensunterhalt ist hier für europäische Verhältnisse günstig. Der Währungskurs ist im Vergleich zum Euro fix. Für 5 Bosnische Mark kann man hier eine gute Mahlzeit zu sich nehmen. Für knapp 2,50 BM gibt es Nachspeise mit Getränk. Spezialität des Landes ist Cevapcici und Börek, was man sich nicht entgehen lassen sollte. In den Highlights habe ich beschrieben, wo diese am leckersten sind.
Jugoslawien-Krieg
1984 fanden hier noch die Olympischen Winterspiele statt. Dennoch wird Bosnien in meiner Generation lediglich mit dem Jugoslawien-Krieg assoziiert. Und tatsächlich, auch 20 Jahre nach Kriegsende sieht man Einschusslöcher an fast allen Gebäuden. Es ist eigentlich unfassbar, was sich hier noch vor kurzer Zeit ereignet hat. Menschen sind zwar höflich und hilfsbereit, doch glücklich wirken sie nicht wirklich. Man spürt also die Nachwirkungen des Krieges auch heute noch. Teilweise begegnen Frauen ihren Peinigern regelmäßig im Alltag.
Alle Welt hat zugesehen, wie Sarajevo 4 Jahre lang durch Serbien von der Außenwelt abgeschnitten und bombardiert wurde. Als man die Serben zum Rückzug zwingen konnte, kam von den USA die Order, sie nicht weiter zu verfolgen und den Krieg zu beenden. UN-Soldaten aus den Niederlanden schreiben abwertige Parolen über Bosnierinnen, zu deren Schutz sie eigentlich verpflichtet waren. Beim Völkermord in Srebrenica schauen diese lediglich zu, wie über 8000 Muslime getötet werden.
Ausbruch des Ersten Weltkrieges
Im Juli 1914 wurde hier Franz Ferdinand und seine Gemahlin bei einem Attentat erschossen, was zum Ersten Weltkrieg führte. Zunächst explodierte eine Bombe in der Nähe seiner Kutsche. Anschließend im Rathaus unterbrach er die Rede des Bürgermeisters mit den Worten, dass man in dieser Stadt mit Bomben beworfen wird. Auf der Rückfahrt wurde er und seine Frau dann von einem Serben mit einer Pistole erschossen.
Kulturelles
Es ist ungewöhnlich, blonde bzw. hellhäutige Moslems zu sehen. Man erwartet erfahrungsgemäß eher dunkle Hauttypen 🙂 Musliminnen sind ziemlich modern gekleidet, was ich positiv finde. Auch Frauen im mittleren Alter sind modern gekleidet. Das Zusammenleben zwischen Mann und Frau ist unterschiedlich zur Türkei. Frauen sitzen locker in der Moschee, haben einen eigenen Bereich, der aber nicht mit einem Sichtschutz versehen ist. Auffällig ist, dass die Bevölkerung sehr jung ist, was sicherlich mit dem Krieg zusammenhängt. Englisch wird hier zumindest in der Gastronomie kaum gesprochen.
Sarajevo
Die Stadt ist durch eine Markierung auf dem Boden “getrennt”. Während sich im Osten die osmanische Altstadt befindet, hat man im Westen das moderne Stadtzentrum. Als drittes gibt es etwas außerhalb der Stadt einen sowjetisch geprägten Stadtteil. Sarajevo ist sehr überschaubar und zieht sich von Westen nach Osten hin in die Länge. Inmitten von Wald sieht man auf drei Seiten Häuser auf den Halbhöhenlagen.
Am meisten hat mir die knapp 3 km lange Allee gefallen, die zum Ursprung des Flusses Bosnien führt. Man kann hier herrlich die saubere Luft und Ruhe genießen. Weitere interessante Orte sind der Wasserfall in Kravice und kleinere Ortschaften mit Burgen und Moscheen im osmanischen Stil mit herrlichem Blick auf die Landschaft.
Es werden Touren angeboten, manche davon auch kostenlos, wobei man am Ende doch etwas Trinkgeld gibt. Es lohnt sich, solch eine Tour zu machen, da die Stadt schon allein der beiden Kriege wegen viel zu erzählen hat.
Mostar und Blagaj
Mostar liegt mit 130 km Entfernung etwas über 2 Stunden von Sarajevo entfernt. Hauptattraktion hier ist sicherlich die Mostar-Brücke. Junggesellen sind hier freiwillig von der Brücke gesprungen, um der Angebeteten zu zeigen, dass Mann Mut aufbringt und alles in Kauf nimmt. Am einfachsten kommt man von Sarajevo mit einem Mietwagen. Da kann man auch Halt machen und die Natur genießen. Ich empfehle, mindestens bei der Rückfahrt jedoch die Autobahn zu nehmen, um Überraschungen in der Nacht vorzbeugen. Die Alstadt, hauptsächlich auf der östlichen Seite des Flusses Neretva gelegen, bietet viele interessante Gassen, die man gesehen haben sollte.
Unweit von Mostar liegt Blagaj. Dort findet man am Ende eines Weges ein Derwisch-Haus, das am Fluss und unter einem Felsen liegt. Es ist ein sehr schönes Ambiente. Wer Mostar besucht, sollte auch hier einen Schwenk machen.
Travnik
Travnik ist eine Stunde von Sarajevo entfernt. Mit nur 50.000 Einwohnern auch kleiner als Mostar. Aber hier ist es angenehm, da es nicht so überfüllt ist wie Mostar. Man kann hier in Ruhe die Aussicht auf die Stadt und die Natur genießen. In der Stadt kann man die Gassen mit osmanischen Häusern ablaufen und am Fluss was trinken.
Island
Island lässt einen von der ersten Minute an staunen. Bereits im Flieger wird der Fischgeruch deutlich 🙂 Bei der Ankunft wirkt alles etwas karg und verlassen. Die frische Luft wirkt jedoch sehr beruhigend. Man ist sofort befreit von jeder Art von Hektik.
Man erlebt hier Dinge, die man sonst wohl nicht zu Gesicht bekommen würde. Schon die Ausschau nach Nordlichtern ist aufregend. Wenn man sie schließlich dann deutlich sieht, wie sie tänzeln und in der Luft dann querverbinden, fühlt man sich wie ein kleines (christliches) Kind, das sich auf die Weihnachtsgeschenke freut. Ich war total begeistert und war wochenland noch fasziniert davon. Nicht nur Polarlichter, sondern auch der gigantische Gullfoss-Wasserfall, Vulkane, Eisberge am Strand von Jökulsarlon, und hohe Klippen an den Küsten sind Dinge, die man in Island gesehen haben sollte. Die Natur ist sehr vielfältig und bietet alle 20-30 km eine andere Landschaft.
Tourismus und Infrastruktur
In Island herrscht kein Massentourismus. Das liegt zum einen natürlich am Preis und zum anderen an den Wetterbedingungen. Im Winter zeigt sich die Sonne nur wenige Stunden. Im Sommer liegt die Durchschnittstemperatur bei etwas über 10°C. In Island leben knapp 320.000 Einwohner, die über einige Ecken alle miteinander verwandt sind. 2/3 der Einwohner lebt in der Hauptstadt Reykjavik. Das ist auch die einzige Stadt, die man an solche bezeichnen kann. Die zweitgrößte Stadt hat knapp 20.000 Einwohner. In Istanbul ist jeder Stadtteil doppelt so dicht besiedelt wie das gesamte Island. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut, ich kann mich an kein einziges Schlagloch erinnern. Mit dem Bus kommt man vom Flughafen in knapp 60 Minuten vom Flughafen ins Zentrum von Reykjavik. Man kann sich bereits im Flieger die Tickets holen. Dort sind sie etwas günstiger.
Verpflegung
Das Essen auf einer Insel, so habe ich in Irland bereits festgestellt, ist sehr beschränkt. Meist bekommt man lediglich fettige Fish and Chips. Tomaten sind exklusiv, da in der Regel alles weitere an Lebensmittel eingeflogen wird. Neben Irland ist Island das einzige Land, das mehr Schafe als Einwohner hat.
Suche nach Polarlichtern
Man muss die Insel mit einem Mietwagen erkunden. Ein Ort bietet auf Grund der ständig wechselnden Wetterverhältnisse unterschiedliche Stimmungen. Für Fotografen bedeutet das sehr viel Geduld, aber auch viele Facetten eines einzigen Motivs. An Speicherkarten sollte man daher nicht sparen. Es ist leider unberechenbar, aus welcher Richtung die Nordlichter kommen. Man kann sich also nicht positionieren, ehe es losgeht. Bei Nacht gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Ort, am besten mit einem See im Vordergrund oÄ. deutlich schwieriger. Man sollte seine Ausrüstung daher auch im Dunklen beherrschen. Eine Taschenlampe und einen Fernauslöser sollte man unbedingt dabei haben.
Budapest
Budapest gehört zu meinen Top 3 der Kategorie Stadt. Ich hatte mich vorab kaum informiert, wusste aber, dass die Stadt ursprünglich aus zwei Städten besteht: Buda und Pest. Der Flug begann mit einer fast einstündigen Verspätung der Eurowings-Maschine und endete mit vielfachen Blitzstößen und rauem Wetter ziemlich holprig. Ich hatte gehofft, dass die Stadt das wieder wett macht. Und so kam es dann auch. Budapest hat mich in vieler Hinsicht positiv überrascht.
Aufbau der Stadt
Ungarn zählte bis 1989 zu den Sozialistischen Staaten. Da ich bisher keines dieser Länder besucht hatte, war ich mir nicht sicher, was mich erwartete. Auffällig sind die Wohnkomplexe mit wunderschönen Fassaden. Ich liebe historische Altstädte. Zwar sind viele Gebäuden baufällig, aber dennoch kommt man hier auf seine Kosten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele Hunderte Millionen Euro das in der heutigen Zeit kosten würde, solche Gebäuden zu errichten. Und in Budapest gibt es jede Menge davon.
Was mich in Budapest besonders fasziniert hat, war die Vielfältigkeit. Auf Grund des Putschversuches in der Türkei war ich notgedrungen mehr als geplante 4 Tage in Budapest. Dennoch kam bei mir keine Langeweile auf, da es vie zu entdecken gibt. Pest ist dünner besiedelt und ist daher mit vielen Bäumen ein grüneres Stadtviertel. In Buda hingegen leben mehr Menschen, dennoch sind reichlich Grünflächen, Parks und Plätze vorhanden.
Die Donau wird genutzt, um Touristen Bootstouren anzubieten. Am Ufer entlang kann man längere Spaziergänge machen. Jede einzelne Brücke ist eine Attraktion. Den besten Blick darauf und auf die komplette Stadt hat man von der Freiheitsstatue, dem höchsten Punkt der Stadt auf Pest-Seite.
Trotz der doch vielen Einwohner ist die Stadt nicht überfüllt. Besonders angenehm fand ich das Burgviertel, das wie ein kleines Dorf ist, wenige Restaurants und eine unterschiedliche Atmosphäre mit Aussicht bietet, und die Margareteninsel in der Donau, das wie ein Waldstück Laufwege für Jogger besitzt. Man kann hier direkt an der Donau sitzen und die Sicht auf die Brücken und das Parlament genießen.
Für Fotografie-Begeisterte ist die Friheitsstatue ein besonders geeigneter Spot. Insgesamt ist Budapest extrem geeignet für Nachtfotografie. Die Brücken und das Parlament sind hervorragend beleuchtet und bieten zu Sonnenuntergang zusammen mit den vorbeifahren Schiffen ein tolles Motiv. Daher empfiehlt es sich, das Stativ einzupacken.
Verpflegung
Essen/Trinken ist als Moslem nicht immer einfach, weil die Auswahl in einem nicht-muslimischen Land doch eher überschaubar ist. Das war bereits in Island eine Herausforderung für mich als Köfte-Liebhaber. In Ungarn ist neben Langos und Spongecake natürlich Gulasch die bekannteste Spezialität. Es gibt viele türkische Restaurants im äußeren Ring der Stadt. Ansonsten haben Burger-Läden, die für (notgedrungene) Vegetarier lediglich Käse-Burger servieren, und italienische Restaurants in der Stadtmitte die Oberhand. In der Nähe meines Apartments gab es einen Belgischen Waffelladen. Da ich bereits während meines Belgien-Aufenthalts zuvor Belgische Waffeln verschlungen habe, war ich natürlich überglücklich, und gehörte schnell zur Stammkundschaft. Insgesamt ist die Essenskultur jedoch nicht so vielfältig. Meist sind es nur Bars, die Essen anbieten. Wo man am besten essen kann, habe ich in den Highlights notiert.
Anfahrt
Weg vom/zum Flughafen: Es empfiehlt sich am Flughafen nur wenige Euro für die Fahrt in die Stadt zu wechseln. Die Tickets kann man entweder am Automaten, an der Bushaltestelle, oder in einem Kiosk holen. Pro Ticket zahlt man 350 Forint. Umsteigetickets kosten 530 Forint. Mittlerweile gibt es Busse, die direkt ins Stadtzentrum fahren. Die Fahrt dauert knapp 1 Stunde.
Wissenswertes (Wikipedia) über Ungarn/Budapest: Seit 1999 ist Ungarn Mitglied der NATO und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union. Die Hauptstadt des Landes ist Budapest. Sie ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt Ungarns. Mit über 1,7 Millionen Einwohnern ist Budapest die neuntgrößte Stadt der EU. Gegründet wurde sie am 17. November 1873.